Als Künstler aus Leidenschaft stelle ich mir oft die Frage, wie "massentauglich" meine Kunst ist. Wen möchte ich mit meiner Kunst ansprechen und gefallen? Will ich überhaupt für andere Kunst anfertigen? Schließlich ist Kunst eine sehr persönliche und subjektive Angelegenheit. Ich male, weil es mir Spaß macht und nicht, um anderen zu gefallen (obwohl Anerkennung natürlich ein schöner Nebeneffekt ist).
Aber Kunst braucht auch ein Publikum und in einer kommerziellen Welt kommt unweigerlich die Frage auf, was man in seiner Kunst darstellen möchte, um möglichst viele Kunden zu erreichen. Aber will ich das?
Wir leben auch in einer Zeit und Gesellschaft, in der Andersartigkeit teilweise nicht akzeptiert wird und man gut daran tut, mit dem Strom zu schwimmen. Durch die sozialen Medien wird diese Problematik noch verstärkt, weil es genau darum geht, die breite Masse zu bedienen, um möglichst große Reichweite und Ruhm zu erlangen. Auch wenn einige Influencer sich erfolgreich dagegen wehren, hat man immer noch mehr Erfolg, wenn man erfüllt, was regelkonform ist und der Mehrheit gefällt.
Deswegen frage ich mich oft, ob ich lieber Motive auswählen sollte, die jeder mag, auch wenn ich mich damit nicht identifiziere. Soll ich mich und meine Kunst anpassen, sodass ich damit anderen gefalle?
Diesen Gedanken möchte ich mit diesem Kunstwerk auf die Spitze treiben. In den sozialen Medien können Fotos durch Filter verändert werden, um besser dem allgemein gültigen Ideal zu entsprechen. In diesem Sinne habe ich ein klassisches "Selfie" als Motiv gewählt und mit Filtern so extrem verändert, dass die Realität verzerrt dargestellt wird. Ohne die Form zu verändern, wird das Motiv durch die Gegensätzlichkeit der gewählten kalten und warmen Farbtöne, wie etwa bei einer Wärmebildkamera, verfälscht und symbolisiert die oberflächliche, unrealistische Darstellung eines Selbst.
Und durch die totale Überspitzung dieser Methode der sozialen Anpassung, werde ich mir wieder treu und male ein Bild, das meinem Stil und Geschmack entspricht.